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Das Restaurant „Wullenwever“ steht auf unserer Prioritätenliste ganz weit oben, seit wir vor mehr als zehn Jahren erstmals von Roy Petermann verwöhnt wurden. Um es auf den Punkt zu bringen: Unsere hohen Erwartungen auf einer Wochentour durch die norddeutsche Sternenwelt im Frühling wurden leider nur zum Teil erfüllt. Doch der Reihe nach. Wer das „Wullenwever“ betritt, das in einem ehrwürdig zu nennenden alten Bürgerhaus untergebracht ist, kann nicht umhin, bewundernd zu staunen. Das Ambiente ist bürgerlich erlesen und hebt sich wohltuend von vielen Restaurants ab, die glauben, sich mit der Einrichtung auf das selbe optisch-futuristische Niveau begeben zu müssen, das die Küche vorgibt – und meist scheitern. Wir wurden an einen Tisch an der Tür zum wunderschönen Innenhof geleitet, der leider äußerst zugig war, so zugig, dass ich mich umsetzen musste und der Gast am Nachbartisch seine gefütterte Weste anbehielt. Die Patronin, Frau Petermann, erklärte zwar, warum es so sei wie es war, erklärte leider nicht, warum dort überhaupt Gäste platziert werden, obwohl einige Tische noch frei waren. Der Luftzug schaffte es sogar, eine schwere, etwa drei Meter hohe Flügeltür in Schwingung zu halten. Das Angebot, kurz vor dem Hauptgang noch umzuziehen, wollten wir nicht mehr annehmen. Mit der herzlichen Freundlichkeit war es von da an vorbei, die Patronin zog es vor, sich nur noch einmal blicken zu lassen, und Fragen nach dem passenden Wein zum Hauptgang unwillig bis ruppig zu beantworten. Zum Glück war das Menü bis dato sehr zufriedenstellend bis sehr gut. Auftakt war „Marinierer Hamachi = Gelbflossenmakrele mit Vanilleöl, Yuzu und Avocado“. Die Idee mit dem Vanilleöl war fantastisch und da das Öl sparsam eingesetzt wurde, verlieh es dem exzellenten Fisch lediglich eine höchst angenehme Nebennote, ohne penetrant zu wirken. Auch die Avovado, sonst nicht gerade zu meinen Favoriten zählend, war in Konsistenz und Geschmack sehr, sehr gut. Ein überzeugender Gang also! Es folgte: „Spargel – Wildgarnelenragout“ - eine Offenbarung. So gut habe ich Spargel, weiß und grün, und Garnelen seit sehr langer Zeit nicht mehr genossen. Hut ab!Leider liess der Nachfolgegang „Ostsee Schnäpelfilet an Gerstenrisotto mit Senfschaum“ den Gast ratlos zurück. Erstens stimmte die Optik nicht, denn der Senfschaum kam daher wie geronnen. Dann hatte sich das Risotto standhaft jedem Versuch verweigert, gewürzt zu werden. Alleine gelassen konnte der Fisch dann nichts mehr retten. Schade, denn der Schnäpel, auch Maräne oder Rindling genannt, kommt nur selten auf den Tisch. Ein einmaliger Ausrutscher, denn beim Hauptgang „Rinderschaufel in Spätburgunder geschmort mit Petersilienwurzel und Spitzmorcheln“ war die kleine Welt wieder in Ordnung. Warum die Sommelière unseren Wunsch nicht erfüllte einen Spätburgunder zu empfehlen, wie er ja auch beim Schmoren Verwendung gefunden hatte, erklärt sich vielleicht aus der oben geschilderten Situtation. Die Käseauswahl von Maitre Waltmann aus Erlangen war mit Ausnahme des Tomme de Savoie etwas enttäuschend über den Höhepunkt gereift. Das Himbeerrhabarbertörtchen von der Trave dagegen war trotz oder gerade wegen der feinen Säurenoten ein würdig-wohlschmeckendes Finale. Roy Petermann verabschiedete uns freundlichst an der Tür, was uns mit mancher Holprigkeit während des Abends versöhnte. Wir werden wiederkommen. Vielleicht im Sommer, wenn ein frischer Luftzug als angenehm empfunden wird.